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11. April 2024

Ich parke, also kaufe ich: Warum Münchens Innenstadt den Autoverkehr braucht und wie man ihn besser verteilen kann

Autofahrer sind die kauffreudigste Kundschaft und Baustellen schlecht fürs Geschäft: Eine aktuelle Untersuchung im Auftrag des Wirtschaftsreferats zeigt die Bedeutung des Autoverkehrs für die Innenstadt. Die CSU/FW-Fraktion schlägt auf Grundlage der Erkenntnisse einige Verbesserungen am Park-System der Landeshauptstadt vor. Ziel ist es, den Verkehr durch kluge Anreize besser zu verteilen und die Innenstadt lebendig zu halten. Dazu werden heute drei Anträge an die Stadtverwaltung gestellt, in denen kostenloses Parken unter bestimmten Bedingungen gefordert wird.

Es folgen zunächst einige relevante Zahlen aus der Untersuchung „Münchner Innenstadt – Status quo und Perspektiven des Wirtschaftsstandorts“, in deren Rahmen das IFH Köln die größte innerstädtische Passantenbefragung deutschlandweit durchgeführt hat.

  • Die meisten Innenstadtbesucher kommen mit dem ÖPNV, nämlich 65 Prozent – das ist im Städtevergleich (Schnitt: 53 Prozent) ein relativ hoher Wert. 17 Prozent der Innenstadtbesucher kommen mit dem Auto, bei außerhalb der MVV-Region lebenden Besuchern sind es 27 Prozent. Mit dem Fahrrad reisen 7 Prozent an – das ist der kleinste Anteil noch hinter Fußgängern mit 10 Prozent.
  • Wer mit dem Auto kommt, parkt in 44 Prozent der Fälle in Parkhäusern und Tiefgaragen. 28 Prozent parken im innerstädtischen Straßenraum, 20 Prozent außerhalb der Stadt und 8 Prozent lassen sich nur absetzen.
  • Die häufigsten Gründe für einen Besuch in der Innenstadt sind Shopping, Nutzung der Gastronomie, Einkauf des täglichen Bedarfs sowie Treffen mit Freunden und Bekannten.
  • Wer mit dem Auto kommt, lässt mehr Geld in der City als andere Verkehrsteilnehmer: Autofahrer geben im Schnitt 246 Euro aus, ÖPNV-Nutzer 114 Euro. Der Gesamt-Durchschnitt bei den Ausgaben pro Besucher in der Innenstadt liegt bei 143 Euro.
  • Als größte Hindernisse für einen Besuch in der Innenstadt nennen die Befragten „zu viele Menschen“ (58 Prozent), „zu viele (Dauer-)Baustellen (41 Prozent) sowie „Probleme bei Anreise mit Auto/Pkw“ (31 Prozent). Es folgen „hohes Auto/Verkehrsaufkommen“ (26 Prozent) sowie „Probleme bei Anreise mit öffentlichen Verkehrsmitteln“ (24 Prozent).
  • Die Innenstadt ist ein entscheidender Wirtschaftsfaktor: 2021 wurden 21 Prozent des gesamten Münchner Einzelhandelsumsatzes in der Innenstadt erzielt, nämlich 2,5 Milliarden Euro. Mehr als 100.000 Menschen haben in der City ihren Arbeitsplatz. Aber: In den letzten zehn Jahren hat sich der Leerstand mehr als verdoppelt.

Diese Zahlen zeigen deutlich: Eine lebendige Münchner Innenstadt braucht auch den Autoverkehr. Dieser sollte aber besser gesteuert und verteilt werden. Die Anreise muss erleichtert und gleichzeitig das Verkehrsaufkommen entzerrt werden.

Die CSU/FW-Fraktion legt dazu vier konkrete Vorschläge auf den Tisch:

  • Zentrales „City Parken“ in den innenstadtnahen Parkhäusern: Die Nutzung der Tiefgaragen und Parkhäuser innerhalb und entlang des Altstadtrings wird durch ein einheitliches System einfacher und finanziell reizvoller gestaltet. Derzeit ist unterirdisch oft noch viel Platz für Autos, während Besucher überirdisch keinen Parkplatz finden und die Straßen verstopfen. Parken in den Tiefgaragen soll kostenlos werden, sofern die Besucher in den Geschäften einen gewissen Betrag ausgeben. Dies kann z.B. durch Entwertung des Parktickets an der Kasse passieren. Idealerweise werden dazu Parktickets und Bezahlsysteme vereinheitlicht.
  • Parken abends kostenfrei ermöglichen: Das Parken in der Altstadt soll samstags ab 17 Uhr und montags bis freitags ab 18 Uhr kostenfrei werden, wie es in anderen europäischen Städten bereits der Fall ist. So wird der Anreiz gesteigert, nur außerhalb des Berufsverkehrs mit dem Auto in die Stadt zu fahren. Gleichzeitig wird ein Besuch in der City in den für Kultur und Gastronomie wichtigen Abendstunden für viele Menschen attraktiver.
  • „Park and Ride“ (P&R) günstiger gestalten: Wer als Pendler mit dem Auto zu einer Park-and-Ride-Anlage und weiter mit dem ÖPNV fährt, ist doppelt gestraft: Parkgebühren plus MVV-Ticket kosten teilweise mehr als Parken in der Stadt, noch dazu dauert die Fahrt durch den Umstieg länger. Das ist kontraproduktiv, weil die Nutzung von P&R ökologisch sinnvoll ist und Stau reduziert. Daher fordert die CSU/FW-Fraktion die Stadt auf, die Preisstruktur dahingehend zu optimieren, dass P&R-Kunden insbesondere zu den für Pendler entscheidenden Zeiten nicht draufzahlen. Wo nötig, sollen P&R-Anlagen kostenfrei werden.
  • Baustellenmanagement verbessern: Baustellen-Karten sollen für die gesamte Stadt veröffentlicht werden. Wünschenswert wäre auch ein Newsletter für jedes Stadtviertel, der über kommende Baustellen informiert. Dies erleichtert Anwohnern und Gewerbetreibenden die Planung. Ein entsprechender Antrag wurde bereits gestellt.

Manuel Pretzl, Fraktionsvorsitzender: „Die Grünen würden am liebsten alle Autos aus der Innenstadt verbannen. Doch die Realität sieht anders aus: Geschäfte und Gastronomie leben in hohem Maße von den Besuchern, die mit dem Auto kommen. Eine vielfältige Innenstadt ist also auf Autofahrer angewiesen. Man könnte auch sagen: Ich parke, also kaufe ich. Die Stadtregierung sollte ihren verblendeten Kampf gegen das Auto aufgeben und ihre Energie lieber in kluge Lösungen investieren. Wenn München die Vorteile des Autoverkehrs für sich nutzt und gleichzeitig die Nachteile durch kluge Anreize reduziert, gewinnen am Ende alle.“

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