Anfragen
23. September 2022

Wie sieht die Baumbilanz der Landeshauptstadt München wirklich aus?

In der Rathaus-Umschau vom 11.02.2022 wurde unter dem Titel „Städtische Baumbilanz erneut positiv“ folgendes veröffentlicht:

Im Jahr 2021 sind in München insgesamt 2.343 Bäume auf öffentlichen Flächen neu gepflanzt worden. 1.697 Bäume mussten im Zuge insbesondere der regulären Baumpflegemaßnahmen auf öffentlichen Grün- und Verkehrsflächen gefällt werden. […] Grundsätzlich wird jeder entfernte Baum durch eine Nachpflanzung oder natürlichen Aufwuchs ersetzt, wenn auch nicht immer an derselben Stelle. Deshalb und bedingt durch den ständigen Zuwachs an neuen öffentlichen Grünflächen übersteigt die Zahl der Baumpflanzungen seit vielen Jahren die der Fällungen. Auch im kommenden Jahr wird die Baumbilanz voraussichtlich wieder positiv ausfallen. Ersatz erfolgt teilweise auch durch die Natur selbst. Vor allem in größeren und naturnahen Gehölzbeständen in Grünanlagen, auf Friedhöfen oder in den Isarauen vermehren sich die Baumbestände durch ihre Samen selbst. Der vorhandene Jungwuchs wird durch Pflegemaßnahmen so selektiert und gefördert, dass sich daraus Bäume entwickeln. Dies bewirkt im Vergleich zu Ersatzpflanzungen unter anderem einen standortgerechten und genetisch vielfältigeren Baumbestand, der besser gegen Krankheiten und Schädlinge geschützt ist. 2021 konnten so circa 700 neue Bäume durch Förderung des natürlichen Aufwuchses entwickelt werden.

Gleichzeitig ist Medienberichten zu entnehmen, dass die Zahl der Bäume in der Stadt zurückgehe, da auf Privatgrundstücken die Baumbilanz negativ sei (bspw. Abendzeitung vom 21.04.2022).

Der Saldo von Fällungen und Ersatzpflanzungen im Rahmen von Baugenehmigungsverfahren ist seit Jahren negativ und betrug laut Daten des Referats für Stadtplanung und Bauordnung für die Jahre 2010 bis 2019 im Schnitt minus 667 pro Jahr. Der Saldo von beantragten Einzelfällungen (unabhängig von Baugenehmigungsverfahren) und Ersatzpflanzungen betrug im Schnitt der Jahre 2010 bis 2019 laut Daten des Referats für Stadtplanung und Bauordnung minus 2.126 pro Jahr.

Daher fragen wir den Oberbürgermeister Dieter Reiter:

  1. Sind die 700 aus natürlichem Aufwuchs entwickelten Bäume, die in der „Baumbilanz“ erwähnt werden, in der Differenz von 646 neuen Bäumen (2.343 Pflanzungen minus 1.697 Fällungen) enthalten oder handelt es sich hierbei um zusätzliche Bäume?
  2. Handelt es sich bei diesen 700 Bäumen ausschließlich um Bäume, die sich auf städtischen Flächen befinden?
  3. Liegen der LH München Zahlen oder Schätzungen über den natürlichen Aufwuchs von Bäumen auf privaten Flächen vor?
  4. Liegen der LH München Zahlen oder Schätzungen über „freiwillige“ Pflanzungen auf privaten Grundstücken vor, d.h. Pflanzungen, die nicht aufgrund einer Verpflichtung zur Pflanzung erfolgen?
  5. Liegen der LH München Zahlen vor, wie die Baumbilanz in Bauleitplanverfahren insgesamt aussieht und wie die Bilanz in Bauleitplanverfahren auf zuvor unbeplanten Flächen aussieht? Lässt sich hier ein Saldo ermitteln (bspw. Pflanzungen aufgrund Festsetzungen im Bebauungsplanverfahren gegenüber Fällungen im Zuge der Baumaßnahmen)?
  6. Liegen der LH München Zahlen vor, wie viele Bäume auf ökologischen Ausgleichsflächen, die im Zusammenhang mit Baumaßnahmen geschaffen werden, neu gepflanzt werden bzw. durch natürlichen Aufwuchs entstehen? In welchem Umfang mussten, veranlasst durch öffentliche wie private Baumaßnahmen, in den vergangenen zehn Jahren pro Jahr Ausgleichsflächen geschaffen werden und auf welchem Anteil daran werden Bäume gepflanzt bzw. sollen Bäume entstehen?
  7. Kann die Baumbilanz für München insgesamt (städtische und private Flächen) für die letzten 5 Jahre ermittelt werden und falls ja, wie sieht diese aus?
  8. Lassen sich die ökologischen Auswirkungen der Ausgleichsflächen beziffern oder zumindest schätzen? Gibt es eine Klimabilanz zu diesen Maßnahmen? Lässt sich zumindest der Umfang der jährlichen Ausgleichsmaßnahmen beziffern? Sowohl der Stadt als auch der privaten Vorhabenträger?
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