Gewinnung von Lehrpersonal im Erziehungsbereich
Vor dem Hintergrund des anhaltend hohen Bedarfs an qualifiziertem Erziehungspersonal hat
nicht nur der Freistaat Bayern, sondern auch die Landeshauptstadt München in den letzten
Jahren große Anstrengungen unternommen, um die Ausbildungskapazitäten zur staatlich
geprüften Kinderpflege*in bzw. zur staatlich anerkannten Erzieher*in auszubauen. Dazu
wurden in Bayern nicht nur die bereits bestehenden Berufsfachschulen für Kinderpflege oder
die Fachakademien für Sozialpädagogik ausgebaut, sondern vielerorts auch neue
sozialpädagogische Fachschulen gegründet.
Allerdings benötigt der Ausbau der Ausbildungskapazitäten auch qualifizierte Lehrkräfte, um
die umworbenen Schüler*innen und Studierenden tatsächlich ausbilden zu können. In den
letzten Jahren sehen sich die sozialpädagogischen Fachschulen deshalb verstärkt damit
konfrontiert, nicht nur geeignete Bewerber*innen für ihre Ausbildungsplätze zu gewinnen,
sondern auch die dazu benötigten Lehrkräfte zu finden.
Wir beantragen deshalb:
1. Der Stadtrat beauftragt das Referat für Bildung und Sport, beim Freistaat Bayern die
Einrichtung eines Lehrstuhls für das Lehramt an beruflichen Schulen in der Fachrichtung
Sozialpädagogik in München zur Lehrkräfteversorgung der sozialpädagogischen
Fachschulen, Fachakademien und FOS/BOSen im südbayerischen Raum anzuregen.
2. Zudem sollen erleichterte Zugangsvoraussetzungen für den Quereinstieg in das
berufliche Lehramt Sozialpädagogik (beispielsweise für die Personen mit einem Master oder
einer Promotion in Pädagogik) bis zum Vollaufbau des o.g. neuen Lehrstuhls geschaffen
werden, um den Mangel an qualifizierten Lehrkräften in der Fachrichtung Sozialpädagogik
überbrücken zu können.
Begründung:
Die Ausbildung der Lehrkräfte für das berufliche Schulwesen in der Fachrichtung
Sozialpädagogik wird bayernweit derzeit nur an der Otto-Friedrich-Universität in Bamberg
angeboten. Die Student*innen müssen jeweils erst den Bachelor und dann den Master in
Berufliche Bildung/Fachrichtung Sozialpädagogik (vormals Lehramt an beruflichen
Schulen/Fachrichtung Sozialpädagogik) erwerben, um danach in das Referendariat einsteigen
zu können. Die Absolvent*innen dieses Studienganges reichen aber nicht aus, um den
bayernweiten Bedarf an Lehrkräften mit der Fakultas „Sozialpädagogik“ zu decken.
Um die Ausbildungsoffensive zur Kinderpfleger*innen und zur Erzieher*innen langfristig und
bayernweit absichern zu können, wäre es daher sinnvoll, auch in München einen weiteren
Lehrstuhl für das Lehramt an beruflichen Schulen mit der Fachrichtung Sozialpädagogik
einzurichten. Dies würde nicht nur allgemein zu einer höheren Verfügbarkeit von dringend
benötigten Lehrkräften beitragen, sondern auch die sozialpädagogischen Fachschulen im
südbayerischen Raum leichter mit fachtheoretischen Lehrkräften versorgen. Zudem wäre es
wünschenswert, wenn parallel zur Einrichtung des neuen Lehrstuhls auch in München ein
entsprechendes Studienseminar in der Fachrichtung Sozialpädagogik im Vorbereitungsdienst an
beruflichen Schulen etabliert würde.
Der fortschreitende Ausbau der schulischen Ausbildungskapazitäten im Bereich der
Kinderpfleger*innen und der Erzieher*innen kann aber nicht so lange warten, bis ein neuer
Lehrstuhl auf- bzw. ausgebaut ist (mindestens fünf Jahre). Zur Überbrückung müsste auch der
Quereinstieg in das Lehramt der Theoriefächer (= QE 4, z. B. mit entsprechendem Master oder
Promotion in Pädagogik und ohne Lehramt berufliche Schulen) deutlich vereinfacht oder
zumindest nach praktischer Vorprüfung ermöglicht werden. Anders wird der weiter steigende
Bedarf an Lehrkräften für die o.g. Schulen und in der Fachrichtung „Sozialpädagogik“ nicht zu
decken sein.