Anfragen
15. Oktober 2025

Aufklärung der Überfüllungssituation am mittleren Wiesnsamstag – Teil 2

Am mittleren Wiesnsamstag kam es heuer zu einer sicherheitsrelevanten Situation durch Überfüllung des Festgeländes, in die etliche Oktoberfest-Gäste involviert waren. Berichten zufolge kam es bei den Betroffenen zu Stress- und Angstzuständen. Eine transparente Aufarbeitung im Rathaus ist bislang nicht in ausreichender Weise erfolgt. Die aktuelle Presseberichterstattung wirft weitere Fragen auf.
Dazu im Detail: Die Abendzeitung[1] (AZ) schrieb am 05.10.2025 im Artikel „Stunden hinter der Lage“, dass es hinter verschlossenen Türen deutliche Meinungsverschiedenheiten zwischen dem für die Wiesn zuständigen Referat für Arbeit und Wirtschaft (RAW) und dem das Sicherheitskonzept genehmigenden Kreisverwaltungsreferat (KVR) geben soll. Das KVR sei der Ansicht, dass das Sicherheitskonzept nicht überarbeitet werden müsse, sondern dass die Festleitung sich nicht daran gehalten habe. Auch widerspricht das KVR den Darstellungen des RAW, dass es nicht vorhersehbar gewesen sei, dass sich die Menschenmassen so schnell ballen. Danach habe es die Festleitung verpasst, zu überwachen, wie viele Menschen auf dem Gelände sind. Folglich hätten auch die Gegenmaßnahmen nicht rechtzeitig ergriffen werden können. Zudem sei das vereinbarte Stufenkonzept bei drohender Überfüllung nicht eingehalten, sondern mehrere Schritte übersprungen worden. Zuerst hätten mittels Durchsagen in S- und U-Bahnen sowie im Radio die Besucherinnen und Besucher informiert werden sollen, das Festgelände derzeit zu meiden. Im zweiten Schritt wäre vorgesehen, die Gäste über den Eingang 10 (Poccistraße) zu leiten, um die Besucherströme zu entzerren. Ein weiterer Kritikpunkt des KVR ist laut Artikel, dass der Koordinierungskreis zu spät einberufen wurde. In der Rathaus Umschau (RU) vom 06.10.2025 widerspricht das KVR den Darstellungen der AZ in einer Mitteilung in eigener Sache deutlich und stellt ein ganz anderes Bild dar. Am Tag darauf (07.10.25) erschien in der AZ ein Artikel mit dem Titel „Plötzlich beste Freunde“ [2], in dem die AZ bei ihrer Darstellung blieb und das KVR wiederum einzelne Aussagen nicht mehr dementierte, sondern aus Sicherheitsgründen die Fragen nicht beantworten wollte.

Am 10. Oktober 2025 erschien in der Süddeutschen Zeitung[3] (SZ) dann der Artikel „Wir waren etwa eine halbe Stunde hinter der Lage“, in dem sich der Wirtschaftsreferent selbst äußerte und Versäumnisse einräumte. Im Sicherheitskonzept sei die erste Stufe übersprungen worden, weitere Stufen seien in veränderter Form umgesetzt worden. Laut diesem Artikel erklärte der Referent unter anderem, er habe sich während der akut sicherheitsrelevanten Situation im Koordinierungskreis auf der Wiesn nicht „einmischen“ wollen, er habe das Geschehen „aus der 2. Reihe“ beobachtet. Am Koordinierungskreis habe er während der Wiesn darüber hinaus bis zur Überfüllungssituation nie teilgenommen.

Vor diesem Hintergrund stellen sich ergänzend zu unserer Anfrage „Aufklärung, wie es am 27.09.2025 zu einer Überfüllungssituation auf der Wiesn kam und wieso das Sicherheitskonzept nicht funktioniert hat“ vom 29.09.2025 einige weitere Fragen an den Oberbürgermeister:

  1. Gibt es den von der AZ zitierten internen Lagebericht des KVR oder eine entsprechende interne Einschätzung des Referats zur Überfüllungssituation?
    • Wenn ja, ist es zutreffend, dass diese Einschätzung den öffentlichen Aussagen des RAW widerspricht? Wenn ja, in welchen Punkten?
    • Wenn ja, welche Stelle hat diese Einschätzung zu welchem Zeitpunkt verfasst und wer hatte davon Kenntnis?
    • Wenn ja, wieso wurde der AZ-Artikel tags darauf via RU dementiert?
  2. Wenn nein, wie erklären sich das KVR und der Oberbürgermeister die im AZ-Artikel „Stunden hinter der Lage“ zitierten Aussagen? Wie bewerten Sie die zunächst widersprüchlichen Aussagen der Referate, auch hinsichtlich des Vertrauens der Bevölkerung in die Zusammenarbeit der städtischen Behörden in sicherheitsrelevanten Fragen?
  3. Warum erfolgte die Mitteilung des Kreisverwaltungsreferats in eigener Sache in der Rathaus Umschau vom 06.10.2025? Wer hat diese Mitteilung veranlasst?
  4. Entspricht es dem Verständnis des Oberbürgermeisters für das Amt des Wiesn-Chefs, dass es unüblich sei, dass der zuständige Referent nicht Teil des Koordinierungskreises ist?
  5. War der Referent für Arbeit und Wirtschaft an besagtem Samstag Teil des Koordinierungskreises und welche Rolle kommt ihm hierbei tatsächlich zu?
  6. Wie bewerten der Oberbürgermeister und das KVR die Aussagen des Wiesn-Chefs im SZ-Artikel, dass Sicherheitsstufen übersprungen bzw. abgeändert wurden? Wer trägt dafür aus Sicht des Oberbürgermeisters, des KVR und des RAW die Verantwortung?
  7. Wann und in welcher Form werden die städtischen Untersuchungsergebnisse der Überfüllungssituation vom mittleren Wiesnsamstag dem Stadtrat und der Öffentlichkeit vorgestellt?
  8. Zu welcher vorläufigen und objektiven Einschätzung kommen die Verantwortlichen nach der Berichterstattung der Referate, was die Überfüllungssituation am mittleren Wiesnsamstag und ihre Ursachen betrifft? Welche Konsequenzen werden daraus gezogen?

[1] https://www.abendzeitung-muenchen.de/muenchen/zwei-stunden-hinter-der-lage-behoerde-kritisiert-festleitung-nach-wiesn-gedraengel-scharf-art-1084862

[2] https://www.abendzeitung-muenchen.de/muenchen/arrogant-unfaehige-kommunikation-der-wiesn-verantwortlichen-ex-minister-kritisiert-oktoberfest-chaos-scharf-art-1085075

[3] https://www.sueddeutsche.de/muenchen/oktoberfest-muenchen-massenpanik-sperrung-sicherheitsprobleme-verbesserungen-li.3322835?reduced=true

Teilen
nach oben