„Circular Economy“ als neuer Standard: Münchens Klima-Kreislauf in Schwung bringen
Klimaneutral werden bis 2030:
Dieses ehrgeizige und wichtige Ziel hat der Stadtrat für die Münchner Stadtverwaltung gesetzt. Bis 2035 soll das gesamte Stadtgebiet klimaneutral sein. Zur Einhaltung dieser Ziele muss München in den Klima-Turbo schalten. Wie in der Presse mehrfach berichtet wurde, sind die städtischen Klimaziele durch die Corona-Krise bereits jetzt gefährdet. Das bisherige Engagement reicht hier nicht aus – es braucht erweiterte Standards, um die Klimaziele zu erreichen und damit die Umwelt nachhaltig zu schützen.
Dafür legt die CSU-Stadtratsfraktion heute ein Paket von neun Anträgen vor, in deren Zentrum das Konzept „Circular Economy“ steht. Die konsequente Einführung und Umsetzung dieses Konzepts hebt Münchens Bestreben in Sachen Klimaschutz auf eine neue Ebene. Ziel ist die Einführung einer Kreislaufwirtschaft – also eines regenerativen Systems, in dem Rohstoffe komplett wiederverwertet und Abfälle vermieden werden.
Dieser Grundgedanke lässt sich auf alle gesellschaftlichen Bereiche übertragen. Vom Bausektor über den Online-Handel bis hin zur Gastronomie gibt es enormes Entwicklungspotenzial. Wie soll das in der Praxis aussehen?
Im Folgenden werden die Kernpunkte der Anträge sowie konkret notwendige Maßnahmen kurz erläutert.
• Vorgaben für Neubauten und Sanierungen verschärfen: Der Bausektor spielt eine große Rolle für die Erreichung der Klimaziele. Künftig baut die Stadt nur noch nach den Standards der „Circular Economy“. Dazu legt sich die Stadt eine Selbstverpflichtung auf, die auch im Fall höherer Baukosten als zu bisherigen Standards gilt. Regionale Baustoffe erhalten den Vorzug vor Material, das international beschafft werden muss. Es kommen vorrangig wiederverwendbare Stoffe zum Einsatz. Gebäude werden so errichtet, dass sie beim Rückbau wieder in getrennte Stoffe zerlegt werden können (z.B. durch Steckbauweise). Diese werden in ein Rohstofflager gebracht, auf das die Stadt bei Bauvorhaben zurückgreift. Gebäude- und Lüftungstechnik werden nachhaltig angelegt, begrünte Dächer sammeln z.B. Regenwasser für Toilettenspülungen. Ein genauer Kriterienkatalog wird erarbeitet und dem Stadtrat vorlegt. Beim Bau der Gebäude werden die verwendeten Materialien in einem zentralen Register erfasst.
• Holzbau fördern, Sanierungsquote steigern: Holz ist ein nachwachsender Rohstoff und höchst energieeffizient. Weltweit entstehen derzeit sogar Hochhäuser aus Holz. Auch die Stadt München setzt künftig bei ihren Bauprojekten verstärkt auf Holzbau. Davon unabhängig steigert die Stadt die Sanierungsquote ihrer eigenen Liegenschaften auf 4 Prozent. Derzeit stecken viele städtische Gebäude in einem Sanierungsstau, wobei der Anteil dieses Bestands an den CO2-Emissionen auf 30 Prozent geschätzt wird. Durch energetische Sanierung werden Ressourcen geschont und der Umweltschutz verbessert. Die von der Koalition geforderten zusätzlichen 100 Mio. Euro Klimabudget jährlich sollen schwerpunktmäßig für Gebäudesanierung verwendet werden.
• Gut erhaltene Ware nicht wegwerfen, sondern neu verkaufen: Der Online-Handel boomt wie nie und damit steigt auch die Anzahl von Paket-Retouren. Große Versandhändler werfen zurückgesendete Ware oft einfach weg. Das muss aufhören. Die Stadtverwaltung soll zusammen mit den in München tätigen Online-Händlern ein System anbieten, über das Retourenartikel anderen Käufern angeboten werden. Ein ähnlicher Ansatz muss für gut erhaltene Ware auf den Münchner Wertstoffhöfen gelten. Die Halle 2 leistet bereits einen wichtigen Beitrag zur Wiederverwertung. Es müssen weitere Räume eingerichtet werden, in denen noch nutzbare Möbel, Kleidung, Elektrogeräte und andere Dinge günstig oder sogar kostenlos angeboten werden.
• Zentrales Mehrweg-System für Gastro-Geschirr: In der Pandemie halten sich viele Gastronomie-Betriebe mit dem To-Go-Verkauf über Wasser. Auch darüber hinaus sind neue Pfandleihsysteme notwendig, um künftig z.B. städtische Veranstaltungen mit To-Go-Verkauf klimaneutral durchführen zu können. Die Stadt führt hier ein flächendeckendes System ein, um den Gastronomie-Betrieben die Logistik zu erleichtern. Für den Kunden ist ein einheitliches System ebenfalls sinnvoll, da er nicht immer wieder neue Apps und Kundenkonten benötigt.
• Dach- und Brachflächen für Begrünung und Photovoltaik nutzen: Die Stadt erstellt ein Online-Kataster für brachliegende Flächen und nutzbare Dachflächen. So kann bei Bedarf schnell ausgewertet werden, an welchen Orten z.B. Klimaschutz-Maßnahmen wie Begrünung und der Aufbau von Photovoltaik-Anlagen sinnvoll wären.