M Cube aqt – Wie verlässlich sind die Auswertungen des Projekts?
Vor kurzem wurden die Ergebnisse des M Cube Projekts aqt (temporäre Umgestaltung der Kolumbusstraße und der Landlstraße / Walchenseeplatz in 2023) der Öffentlichkeit vorgestellt. In einer Broschüre und auf Seiten des Mobilitätsreferats[1] werden die Ergebnisse aufbereitet. Auf muenchenunterwegs.de lässt sich hierzu beispielsweise lesen: „Eine jetzige Auswertung zeigt: Eine Mehrheit der Anwohnenden bewertet das Projekt positiv.“ und „Dafür wurden die Haushalte in den beiden Quartieren zu zwei Online-Befragungen eingeladen – vor sowie gegen Ende der Umsetzung der Maßnahmen. Während in der Südlichen Au verhältnismäßig viele Anwohnende an den Umfragen teilgenommen haben, war die Beteiligung rund um den Walchenseeplatz eher verhalten. Hier zeigt die Auswertung deshalb nur ein grobes Stimmungsbild.“ Insgesamt wird eine relativ große Zustimmung der Anwohner zu den Projekten aus der Auswertung den Onlinebefragungen abgeleitet. Von besonderer Bedeutung war hierbei die zweite Onlinebefragung zum Ende des Projekts, auf die sich die Fragen beziehen.
Vor diesem Hintergrund fragen wir den Oberbürgermeister:
- Wie wurden die Teilnehmer für die Onlinebefragung ausgewählt? Hatte jeder Internetnutzer weltweit die Möglichkeit an der Befragung teilzunehmen?
- Wurde eine Zufallsstichprobe der lokalen Bevölkerung für die Onlinebefragung gezogen, beispielsweise auf Basis der Daten und anhand relevanter Strukturdaten (Alter, Geschlecht, etc.) aus dem Einwohnermelderegister und die Einladungen zur Umfrage entsprechend zugestellt? Falls nein, warum nicht?
- Die Projektbeteiligten geben an, dass die Auswertung für den Walchenseeplatz nur ein „Stimmungsbild“ zeigt, für die Kolumbusstraße fehlt diese Einschränkung. Warum?
- Ab welchem Wert von Teilnehmern / Gesamtbevölkerung ist eine Umfrage kein „Stimmungsbild“ mehr? Ist dieser Wert bereits bei 12 % (siehe Kolumbusstraße) erreicht? Und was ist sie dann?
- Die Übersicht über die „Repräsentativität“ der Umfrageteilnehmer für die Gesamtbevölkerung der Stadtbezirke Au-Haidhausen bzw. Obergiesing-Fasangarten zeigt, dass sich in beiden Gebieten die Teilnehmer an der Umfrage in annähernd allen Strukturmerkmalen (Personen im Haushalt, Erwerbstätigkeit, Geschlecht, Nationalität, Bildungsstand, Alter, ökonomischer Status) deutlich vom Bevölkerungsdurchschnitt unterscheiden.[2] Welche validen Aussagen lassen sich nach Ansicht der Projektbeteiligten aus diesem statistisch verzerrten Datenmaterial für die Gesamtbevölkerung der Stadtbezirke ziehen?
- Im Zuge der Befragung wurden relevante Strukturmerkmale der Teilnehmer (siehe Frage 5) erhoben. Warum wurde keine Gewichtung der Antworten anhand der tatsächlichen Verteilung in der Bevölkerung vorgenommen, um die statistisch verzerrten Rohdaten auszugleichen und ein „Stimmungsbild“ der Bevölkerung zu erhalten, das vermutlich näher an der Realität ist?
- Ist eine gewichtete Auswertung der Umfrage noch geplant und werden die Publikationen entsprechend aktualisiert? Falls nein, warum nicht?
- Für wie belastbar hält die Stadtverwaltung die vorgelegte Auswertung insgesamt?
- In welcher Form findet die Auswertung Einfluss auf künftige Planungen der Landeshauptstadt München?
[1] https://muenchenunterwegs.de/news/autoreduzierte-quartiere-fuer-eine-lebenswerte-stadt-gute-noten-fuer-verkehrsexperiment, zuletzt aufgerufen 19.09.2024
[2] https://cdn.muenchenunterwegs.de/live/static-content/aqt-broschuere_web_auflage-2.pdf, S. 16, zuletzt aufgerufen am 19.09.2024