Trachtenschneiderei soll nach 41 Jahren raus: Stadt muss Traditionsbetriebe besser schützen
Wieder soll ein Traditionsbetrieb aus der Innenstadt verschwinden: Die Schneiderei „Tracht & Heimat“ (Oberanger 9) hat vom Vermieter die Kündigung des Mietvertrags erhalten. Die CSU-Stadtratsfraktion will solche Fälle künftig verhindern und fordert besseren Schutz für traditionelle Handwerksbetriebe.
Seit 41 Jahren führt Ursula Fröhmer die Trachtenschneiderei „Tracht & Heimat“ im Herzen Münchens am St.-Jakobs-Platz. Sie ist in diesem Haus aufgewachsen und hat später die Schneiderei von ihrem Vater übernommen. „Dort, wo heute meine Ware ausgestellt wird, lag ich früher in der Wiege“, sagt Ursula Fröhmer. Zu ihren Kunden zählen etliche Trachtenvereine und sogar Oberbürgermeister Dieter Reiter und seine Gattin. Der OB selbst zeichnete Ursula Fröhmer 2018 mit der „Ehrenmedaille für Verdienste um die Volkskultur in München“ aus.
Doch jetzt soll Schluss sein: Die Vermieterin (ORAG, Bayerische Schneidergenossenschaft) hat der Schneiderei zum Ende des Jahres gekündigt. „Das war ein fürchterlicher Schock für mich und meine Mitarbeiterinnen“, sagt Ursula Fröhmer. Die Räume, so sei ihr signalisiert worden, sollen saniert und danach neu vermietet werden.
Aus Sicht der CSU-Stadtratsfraktion ist dies ein weiterer trauriger Fall von Verdrängung eines Traditionsbetriebs aus der Innenstadt. Die Stadtverwaltung wird per Antrag aufgefordert, den Erhalt der Schneiderei zu unterstützen und das städtische Immobilien-Portfolio auf geeignete Räume hin zu prüfen. Desweiteren muss die Stadtverwaltung endlich ein Schutzprogramm für Traditionsbetriebe entwickeln, die vom Verlust ihrer Räumlichkeiten durch Kündigung seitens des Vermieters bedroht sind.